Getriebeölspülung am Explorer II

Aktuelle Diskussionen zu Motoren und Getrieben
Falk

Getriebeölspülung am Explorer II

Beitrag von Falk »

Letztens habe ich das komplette Getriebeöl an meinem 95er Explorer II ausgetauscht.
Das geht natürlich nur durch die schon bekannte Getriebeölspülung.
Am Explorer I hatte ich das schon mal ( hier - Exploristen.de in Tech.Tips ) beschrieben.
Die Vorgehensweise beim Explorer II ist ganz ähnlich, jedoch nicht ganz die gleiche.

Normalerweise macht man ja nur einen kleinen Ölwechsel.
Also Ölwanne runter, Filter wechseln, fehlendes Öl wieder auffüllen.
In meinem Explorer mit knapp 180000km ist immer noch das erste Getriebeöl drin gewesen.
Nur bei ca. 120000km wurde von Ford einmal dieser kleine Ölwechsel durchgeführt.
Das Öl sah auch dementsprechend aus. Braun von allen möglichen Ablagerungen. Von der originalen roten Färbung war absolut nicht mehr zu sehen.
Leichte Ausfallerscheinungen des Getriebes traten auch schon auf.
Sehr harter Schaltruck z.B. in den Overdrive bei heißem Getriebe oder rutschende Kupplungen/Bänder bei kaltem Getriebe und unter Last. Sonst verrichtete es klaglos seinen Dienst.
Das Original Ford-Mercon-Öl ist aber relativ teuer.
Ich entschloss mich deswegen komplett auf Liqui-Moly ATF III umzustellen.
Im Explorer I habe ich damit schon gute Erfahrungen gemacht.

Gebraucht wird dazu ein 20L Kanister Automatik-Getriebeöl von ähnlicher Spezifikation wie das Ford-Mercon (z.B. LiquiMoly ATF III) bzw. Ford-Mercon V, ein neuer Getriebeölfilter + Dichtung. Weiter ein großer Einlauftrichter mit Sieb und eine größere Auffangwanne.
Gute Dienste kann ein zweiter Mann leisten.
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Falk

Beitrag von Falk »

Zuerst wird der Filter ausgetauscht.
Das Hitzeschutzschild wird mir einem großen Schraubenzieher einfach weggehebelt.
Dann werden alle Schrauben der Ölwanne gelöst und herausgeschraubt. Bis auf zwei, die an der zur Mitte abgewanden Seite, lose drin bleiben. Schon beim herausschrauben kann es passieren, das kleine Mengen Öl aus den Löchern heraustreten. Deswegen zuerst die am weitest entfernten Schrauben lösen. Entweder löst sich die Ölwanne von alleine, oder sie wird mit einem Schraubenzieher abgehebelt. Mit den zwei verbliebenen Schrauben kann man durch deren weiteres herausdrehen den Kippwinkel der Ölwanne, und damit die Fließgeschwindigkeit und –richtung, sehr gut bestimmen und in die bereitstehende Auffangwanne leiten.
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Falk

Beitrag von Falk »

Die Ölwanne dann komplett abnehmen, die Dichtung entfernen und das Innere + den Magnet reinigen.
Jetzt wird der alte Filter abgeschraubt. Vorsicht, der ist auch noch voller Öl !
Der neue Filter wird mit neuen Dichtringen versehen, eingesetzt und angeschraubt.
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Falk

Beitrag von Falk »

Auf die gereinigte Ölwanne wird die neue Dichtung platziert und dann an das Getriebe geschraubt. Zuerst je eine Schrauben an jeder Seite, dann reihum handfest anziehen. Im Normalfall reichen drei Runden.
Ich habe dann mal mein „handfest“ mit dem Drehmomentschlüssel gemessen. Es lag meist zwischen 15 und 20 Nm. So dürfte das auch ziemlich korrekt sein.
Anschließend das Hitzeschutzschild wieder aufstecken
Jetzt sind eigentlich alle arbeiten unten am Getriebe getan.
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Falk

Beitrag von Falk »

Jetzt muss vorne am Fahrzeug eine Getriebeölzulaufleitung geöffnet werden.
Bei Fahrzeugen mit dem serienmäßigen kleinen zusätzlichen Getriebeölkühler über der Achse kann dort der untere Schlauch abgezogen werden.
Wo dieser Kühler als Servolenkungsölkühler ausgelegt ist, muss der untere Anschluss (16er Schlüssel) des normalen Ölkühlers gelöst werden. Dort wird dann am besten noch ein Schlauch als Verlängerung draufgesteckt.
Wer einen separaten nachträglich angebrachten Getriebeölkühler hat, wie ich (und die meisten Explorer I), braucht dort nur den Zulaufschlauch zum Getriebe lösen.
Der Schlauch, oder eine Verlängerung davon wird in ein bereitgestelltes Gefäß gesteckt.
Unter die andere offene Leitung zum Getriebe wird die Auffangwanne platziert !
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Falk

Beitrag von Falk »

Ein Trichter mit Sieb und Verlängerung wird jetzt in die Öffnung gesteckt, wo sich normalerweise der Ölmessstab befindet.
Am besten ist es drei 5 Liter Behälter (alte gereinigte Motorölbehälter o.ä.) mit frischem Öl zu füllen. Kein Mensch möchte einen 20 Liter Behälter stemmen.
Ca. 2-3 Liter frisches Öl werden da schon mal aufgefüllt. Dies, damit die Ölwanne wieder gefüllt ist und die Pumpe nicht trocken läuft.
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Zuletzt geändert von Falk am 14.10.2005 08:12, insgesamt 1-mal geändert.
Falk

Beitrag von Falk »

Jetzt wird der Motor gestartet. Getriebe bleibt auf P.
Oben wird neues Öl aufgefüllt. Unten kommt das alte Öl stoßweise aus dem Schlauch vom Kühler und - ACHTUNG: auch aus der Leitung die zum Getriebe führt !
Ob das jetzt spezifisch für das A4LDE vom Explorer II zutrifft, weiß ich im Moment noch nicht. Eventuell hat jemand andere oder die gleichen Erfahrungen gemacht. Beim A4LDe vom Explorer I kam das Öl nur aus Richtung Kühler.
Auf alle Fälle, nach fast exakt 15 Litern die oben eingefüllt worden sind, kam unten das erste klare Öl wieder heraus.
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Falk

Beitrag von Falk »

Jetzt schnell den Schlauch aufgesteckt und festgemacht. Ist natürlich ungünstig bei den wenigen, die den (großen) Originalkühler unten offen haben. Da wird wohl eine größere „Sauerei“ nicht ausbleiben können.
Dort empfiehlt es sich doch vorher einen Zusatz-Ölkühler zu installieren.

Ein erster Test zum messen des Ölstandes folgt. Motor an und alle Gänge einmal langsam durchschalten.
Mit Sicherheit muss noch Öl nachgefüllt werden. Das kann halbliterweise geschehen. Danach immer den Ölstand messen.
Solange, bis dieser korrekt ist.
Ich habe noch ca. 2,5 Liter gebraucht.
In der Summe hat mich die ganze Aktion somit ca. 17-18 Liter neues Öl gekostet.

Und jetzt - auf zur Probefahrt……… 8)
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Beitrag von flashman »

Sehr gut! Super beschrieben. :)

Ergänzend möchte ich aus eigener praktischer Erfahrung folgende Tipps dazugeben:

1. Besorgt Euch für 25 Euro einen Inline-Magnetfilter, den Ihr vorne in den abgezogenen Schlauch hängt, bevor ihr ihn nach der Spühlung wieder festmacht. Dadurch werden Späne vor dem Kühler schon gefiltert. Dies empfehlen eigentlich auch alle Getriebe-Firmen.

2. Wenn Ihr Druckluft habt oder ähnliches, dann zieht beide Schläuche vom ATG-Kühler ab und blast den beidseitig mehrmals kräftig durch. So können Verklumpungen entweichen. Auch dieses Vorgehen wird z.B. bei Getriebe-Revisionen immer gemacht

3. Die Handbremse ziehen und den Schalthebel nicht auf P, sondern auf N stellen. Ich vermute mal, dass die ATGs da alle gleich verfahren. Bei den Ami-ATGs im Jeep (auch im japanischen AW4) wird in Stellung P der wandler nicht versorgt. Da wir aber "spühlen" wollen, sollte gerade er auch gereinigt werden. Deshalb Stellung N, dort ist das gewährleistet.

Ich habe diese Prozedur diese Woche Dienstag (!) gemacht. Mein Ölkühler war fast komplett dicht, hätte ich den nicht freigeblasen, wäre mein ATG trotz Spühlung, Inline-Filter etc bald Hopps gegangen. :? Die Durchlassmenge hat sich (ungelogen) von einem kleinen Tropfstrahl mit unter 1l/min auf einen starken Pumpstrahl mit über 10l/min erhöht.

Inline-Filter gibts u.a. bei kts und Mike&Franks. Wer Lust hat, kann sich meine Version der Spühlung auch mal anschauen:
http://www.jeepforum.info/forums/index. ... f=8&t=4417
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Falk

Beitrag von Falk »

InlineFilter ist sicher noch´ne sinnvolle Maßnahme.

Ölkühler durchblasen sicher auch. Wobei ich bei meinen noch nie größere Ablagerungen o.ä. vorgefunden habe.

Der Wandler dreht m.M. nach in jeder Schaltstellung mit.
Er ist ja praktisch direkt mit der Pumpe verbunden. Und die wird ständig vom laufendem Motor angetrieben.
Habe das auch praktisch ausprobiert. Einmal auf P und dann auf N. Auch wegen dem überraschendem Ölaustritt aus Richtung Getriebeeingang.
Am Ölaustrittsort und -stärke hat sich beim verstellen des Schalthebels gar nichts verändert..
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Beitrag von flashman »

@Falk: Der Wandler dreht immer mit, das ist klar :D (Klebt ja irgendwie am Motor). Es ging darum, dass in Schaltstellung P er kein Teil des fließenden Ölkreislaufes ist. Es ändert sich auch nichts am Austrittstrom beim Spühlen.

Hintergrund:

Stellung P bedeutet Parken, ein längerer Zustand. Damit das Auto nicht unnötige Wärme im ATG-Ölfluss verursacht, wird der Wandler nicht mehr mit Druck versorgt. Deshalb kann es bei einem friscg gestarteten Wagen, der in P stand, auch einige Sekunden dauern, bis man vollen Vortrieb hat.

N ist nur Neutral und bedeutet, gleich kommt ne Fahrstufe. Der Wandler wird wie in allen Fahrstufen mit Öldruck versorgt und ist Teil des Kreislaufes.

Ich habe hier für Ami-Getriebe sone krassen Ölflussdiagramme, wo man das sehen kann. Deshalb sagt man ja auch, Ölstand immer in N messen, weil nur dann auch der Wandler "voll" ist und der Wert stimmt.

Aber wie gesagt, vielleicht macht das ATG am Explorer ja ne Ausnahme zu anderen ATGs ... Das kann ich nicht mit Sicherheist sagen. Deshalb war es nur ein Tipp :roll:
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Falk

Beitrag von Falk »

Hmm, klingt schon schlüssig.

Trotzdem ist es m.M. nach egal. Da das Öl auf alle Fälle durch den Wandler muss. Und das gleich als erstes vom Druck der Pumpe. Die ja nun auch immer läuft und zwangsweise den Wandler füllt. Und das immer mit dem gleichen Druck - egal ob in P oder N. Es sei denn ich erhöhe die Drehzahl.

Das messen des Getriebeölstandes wird im der Werksliteratur auch eindeutig beschrieben.
--> http://www.explorer4x4.de/viewtopic.php?t=240
Und dort eben auch in Getriebestellung P.
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flashman
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Beitrag von flashman »

Bist Du sicher, dass die Pumpe zuerst den Wandler füllt? Bei meinem ATG ist es definitiv anders. Sie sitzt zwar vorne am Wandler und wird von dessen Eingriff betrieben, aber der Wandler selbst bekommt sein Öl von einer Hohlwelle, welche wiederum erst vom Steuerblock versorgt wird. Gegen eine direkte Versorgung spräche doch auch die unkontrollierbare Druckregulierung dahinter und das zu heiße Öl, da der Wandler ja selber insich einen enormen Druck erzeugt.

Ich muss mir mal Ennys Bilder nochmal ansehen, würde aber sagen, dass es beim Explorer-ATG ebenso ist?! :roll:

Aber wir können ja mal festhalten, dass es zumindest nicht schadet, während der Spühlung N einzulegen :)

flashi
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Falk

Beitrag von Falk »

Aber wir können ja mal festhalten, dass es zumindest nicht schadet, während der Spühlung N einzulegen
Ja, das ist unbestritten.
Ich habe mir jetzt auch mal genauer die Hydraulik-Schaltpläne zur Brust genommen.
Da ist auch zu erkennen, dass der Hauptleitungsdruck in P und N gleich ist.
Also ist die Getriebestellung P oder N zum spülen gleich gut geeignet.

Weiterhin erkennt man, dass die Ölpumpe neben dem füllen des Wandlers auch durch den erzeugten Druck die einzelnen Ventile ansteuert.

Das füllen des Wandlers erfolgt allerdings nicht - wie ich oben annahm - auf dem direkten Weg, sondern wird auch erst über diverse Ventile gesteuert.

Ergo - gut das wir mal drüber gesprochen haben :D
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Beitrag von flashman »

Absolut, ja! :roll:
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